Wo 1000-Liter-Kunststofftanks im Sechs-Minuten-Takt entstehen
Das Deutsche Traditionsunternehmen Dehoust ist ein langjähriger Geschäftspartner von Tobler. Heute liefert der renommierte Tank- und Behälterhersteller seine Produkte in fast alle Länder Europas. haustechnik.ch hat das Stammwerk in Leimen bei Heidelberg besucht und bei der Produktion der Kunststoff- und Stahl-Kombi-Tanks zugesehen.
Das Dehoust Firmenlogo ist bei der Einfahrt nach Leimen, einer nur wenige Kilometer von Heidelberg entfernten Kleinstadt im Herzen der Kurpfalz, nicht zu übersehen. Blau auf Weiss kündet es den Standort des Familienunternehmens an. Auf einem riesigen Firmenareal ragen unzählige weisse Kunststoff-Tanks in den Winterhimmel, schimmernd in der Sonne, die an diesem Januarmorgen die Nebeldecke an manchen Stellen zaghaft durchbricht.
Langjährige Partner
Eine über 30-jährige Partnerschaft verbindet
die Dehoust GmbH mit dem
Haustechnik-Spezialisten aus Urdorf:
«Im Bereich der Öltanks ist Tobler
einer unserer grössten Kunden», sagt
Wolfgang Dehoust, der gemeinsam mit
seiner Schwester Ute Dehoust-Stemmler
seit sechs Jahren das Familienunternehmen
führt. Nebst unterschiedlichsten
Behältern, unter anderem für
pflanzliche Öle, Regenwasser wie auch
für Wein und Champagner, die aber
einen kleineren Teil des Umsatzes
ausmachen, liegt der Schwerpunkt bei
Dehoust Leimen in der Produktion
von Kunststoff/Kunststofftanks sowie
Stahl/Kunststofftanks für die Lagerung
von Heizöl. Hergestellt werden aber
auch Spritzgussteile wie Verschraubungen,
Schlauchanschlüsse oder Kunststoffkugeln
für Betondecken.
Aus Stahlblech entstehen Tanks In einer der insgesamt drei Produktionshallen ist die Herstellung der Stahltanks untergebracht. Fünf bis zehn Tonnen schwere Coils – Rollen mit verzinktem Stahlblech am Meter – werden in gut acht Meter lange Maschinen eingespannt und über ein Förderband zu der Stelle gebracht, wo das Stahlblech in die Behälterform gebogen wird. Auf der nun folgenden Maschine wird der Schweissfalz in einem gemeinsam mit einer Winterthurer Firma entwickelten Verfahren verschweisst. Dieser Arbeitsgang stellte anfänglich eine grosse Herausforderung dar, ist doch das Schweissen von korrosionsbeständigem verzinktem Stahlblech nicht ganz einfach. Nach dem Schweissen unter der Absaughaube überprüft einer der Dehoust Mitarbeiter die Dichtigkeit. Dazu verwendet er eine fluoreszierende Flüssigkeit, die er mit einem Pinsel entlang der Schweissnähte im Innern des Tanks aufträgt. Nach ein paar Minuten nimmt er mittels UV-Lampe einen Check an der Aussenseite vor. Ist eine undichte Stelle vorhanden, macht sich diese leuchtend-gelb bemerkbar. Um Verletzungen zu vermeiden, wird nun die Schweissnaht nochmals umgefalzt, anschliessend der Tank auf eine Metallkonsole gestellt, der Polyethylen-Tank eingefügt, die Leckanzeige sowie der Inhaltsanzeiger montiert und schliesslich der Stahldeckel festgemacht, um ein Eindringen von Wasser zu vermeiden und um dem Behälter mehr Stabilität zu verleihen. Die fertigen Tanks kommen von hier in die angrenzende Lagerhalle, wo sie für den Transport in fast alle Länder Europas, von Norwegen über Portugal bis nach Russland bereitgemacht werden. Gerade ist ein Team damit beschäftigt, einen Kühllastwagen aus Spanien zu beladen. Kühlung für Öltanks? Wolfgang Dehoust lacht über die etwas ungewohnt anmutende, aber effiziente Logistik: «Der Transporter kommt mit Gemüse und Früchten aus Spanien und fährt mit unseren Tanks zurück.»
Alle sechs Minuten ein Tank
Am gegenüberliegenden Ende des Fabrikareals
befindet sich eine weitere
Produktionshalle. Hier entstehen die
Kunststofftanks. Die drei etwa fünf
Meter hohen und ebenso breiten Grossblasanlagen
stehen seit der Umstellung auf Kunststoff im Jahr 1972 hier und
sind immer noch voll in Betrieb – zum
Teil über drei Schichten, 24 Stunden am
Tag. Bei durchschnittlich 80 Tanks pro
Schicht ergibt dies eine maximale Tagesproduktion
von 240 Behältern pro Maschine.
Lediglich sechs Minuten dauert
der halbautomatische Prozess zur Herstellung
eines 1000-Liter-Tanks: Von den
Silos draussen gelangt der Rohstoff, das
Polyethylen-Granulat, in zwei Extruder,
in denen das Material auf rund 190 °Celsius
erhitzt wird. Anschliessend kommt
es in den Blaskopf in der Mitte der
Maschine, von wo aus die Masse als zähflüssiger
Schlauch nach unten fliesst,
über die Luftdüsen gestülpt und festgeklemmt
wird. Während sechs bar Luftdruck
in den Schlauch geblasen werden,
kommen von links und rechts die wassergekühlten
Formteile angefahren, die
dem Tank seine Form verleihen. Nach
kurzer Zeit öffnen sich diese wider und
heraus kommt ein fast fertiger Tank.
Nun müssen lediglich noch unten und
oben das überschüssige Material (rund
30 Prozent, die der Herstellung wieder
zugeführt werden) abgeschnitten, Gewicht
und Wandstärke geprüft sowie der
Behälter mit einer Nummer versehen
werden.
«Proofed Barrier»: Geruchssperre
mit Gütesiegel
Einen der spannendsten Prozesse haben
die Behälter aber noch vor sich: die
Fluorierung. «Die Gewohnheiten im
Hausbau haben sich seit den Anfängen
der Komfortheizung in den 60-er Jahren
geändert. Waren die Tanks früher in
einem schwarzen Loch im Keller untergebracht,
sind heute Haustechnik
und Wohn- respektive Werkraum oft
nahe beisammen», erklärt Wolfgang
Dehoust. Damit kein unangenehmer Ölgeruch die Wohnqualität beeinflusst,
müssen die Tanks diffusionsdicht sein.
Als Antwort auf diese neue Anforderung
haben sich verschiedene Hersteller
zusammengeschlossen und das
Gütesiegel «Proofed Barrier» für PETanks
entwickelt. Der Behandlungsprozess
für die Innentanks mit einem
Gemisch aus Fluorgas und Stickstoff
dauert rund 45 Minuten und umfasst
zwei Schritte: Vorwärmen auf rund
80 °C in der Vorwärmkammer und anschliessend
Behandlung mit dem Gasgemisch
in einer zweiten Kammer. Das
Fluorgas verändert die im Polymer enthaltenen
Wasserstoffatome, verfeinert
die Oberfläche und macht die Behälter
langfristig diffusionsdicht.
Rote Griffe für die Tobler-Tanks
Gerade hat eine grössere Lieferung von
Kunststoff/Kunststoff-Tanks die Fluorierungsanlage
durchlaufen und wird
nun für den Transport zu Tobler bereitgestellt.
Auf den ersten Blick sehen sie
aus wie alle andern Tanks. Dennoch
gibt es kleine Unterschiede: «Jedes
Land hat seine speziellen Auflagen von
Behördenseite sowie unterschiedliche
Anforderungen in Bezug auf die Sicherheit
», erläutert Wolfgang Dehoust. Für
die Schweiz sind dies etwa ein Führungsrohr für den Inhaltsmesser sowie
eine Etikette auf Deutsch und Französisch.
Um das Handling im Betrieb
zu vereinfachen, hat sich Wolfgang
Dehoust zudem ein klar unterscheidbares
Merkmal ausgedacht: Alle Tobler-
Tanks sind mit roten Griffen an der
Aussenseite versehen. Natürlich ist es
nicht einfach ein x-beliebiges Rot, das
dazu verwendet wird, sondern das echte
Tobler-Rot!
Fast 50-jährige Firmengeschichte
Auch nach über 20 Jahren im Betrieb
ist bei Wolfgang Dehoust die Freude an
seiner Arbeit deutlich zu spüren. Beim
Gang durch die Fabrikation ruft er den
Leuten zu, gibt da eine Anweisung, hat dort einen Spruch übrig – ein Patron im
besten Sinne des Wortes. Insgesamt
beschäftigt das Unternehmen 180 Mitarbeitende
in den drei Werken Leimen,
Nienburg und Heidenau. Der persönliche
Kontakt zu den Mitarbeitenden ist
den Dehousts wichtig, «denn das ist es
ja gerade, was einen Familienbetrieb
ausmacht». So sind denn auch die
meisten Mitarbeitenden schon lange
im Betrieb, kennen die verschiedenen
Arbeitsbereiche und können zwischen
den Arbeitsplätzen rotieren.
Gegründet wurde die Dehoust GmbH
1958 vom Vater der beiden heutigen
Inhaber. Wurden in den ersten Jahren
vorwiegend Stahltanks gefertigt, wechselte
die Produktion ab 1972 mehrheitlich
auf Kunststoff. Während das
Stammwerk in Leimen schwergewichtig
Kunststofftanks herstellt, sind es in
Nienburg und Heidenau vor allem
Lager- und Druckbehälter aus Stahl.
Ein wenig zu spüren bekam Dehoust
den in den vergangenen Jahren stark
geförderten Umstieg auf alternative
Heizsysteme wie Wärmepumpen oder
Holzheizungen. Heute sind rund 70 Prozent
der vertriebenen Heizöltanks für
die Sanierung alter Öltankanlagen
bestimmt, die um die Zeit des Ölbooms
vor rund 30 Jahren gebaut wurden und
nun erneuerungsbedürftig sind. Dabei
ist auch eine klare Tendenz hin zu kleineren
Tanks festzustellen, da der Heizölverbrauch
aufgrund neuer Technologien
wie der Kondensationstechnik laufend
sinkt.
Wolfgang Dehoust sieht dennoch
sehr optimistisch in die Zukunft, denn
neben der Tankproduktion sind auch
immer wieder innovative Lösungen für
neue Aufgabestellungen gefragt. «Behälter
brauchts immer!» lautet denn
auch seine Devise und die vergangenen
fast 50 Jahre Dehoust-Geschichte geben
ihm recht. Weil schon heute das
Lager aus allen Nähten platzt, hat
Dehoust kürzlich 10 000 Quadratmeter
Land zugekauft, um die Bedürfnisse
des künftigen Marktes abdecken zu
können. Schon bald werden auch hier
weisse Kunststofftank stehen, die für
den baldigen Transport bereitgestellt
wurden und vielleicht irgendwo an der
Küste Galiziens oder in der Nähe des
Nordkaps zum Einsatz kommen.